Charlie Rich

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Diejenigen, die mich gut kennen, wissen ich bin ein wirklich großer Fan von Charlie Rich. Und ich bin ein großer Fan der Musik aus dem kleinen legendären Sun Studio in Memphis. Was liegt da also näher, Euch eine kleine aber feine CD-Box vorzustellen?

Charlie Rich, geboren am 14. Dezember 1932, war einer der ganz großen Künstler aus dem Hause SUN. Er war musikalisch unheimlich vielseitig. Schon in seinen frühen Memphis-Jahren konnte er sehr viele verschiedene Stilrichtungen virtuos spielen. Als er begann Musik zu machen hing sein Herz eigentlich am Jazz. Stan Kenton war sein großes musikalisches Vorbild. Nach den Wünschen seiner Familie sollte er Farmer werden. Dies war aber nicht das, was er sich für sein Leben vorgestellt hatte. Er wollte Berufsmusiker werden. Allerdings war Charlie nicht gerade jemand, der sich gut zu verkaufen wusste. Er war einfach zu introvertiert. Sam Phillips– Gründer und Besitzer von SUN Records – nannte ihn einmal den schüchternsten Kerl, mit dem er je zusammen gearbeitet hatte. Charlies Ehefrau Magaret Ann nahm also ein paar selbst aufgenommene Tonbänder und ging damit zu Bill Justis, einem der damaligen Produzenten bei SUN. Dem waren die Aufnahmen allerdings deutlich zu jazzig. Jazz lies sich damals nicht sonderlich gut verkaufen. Daher gab er ihnen ein paar Jerry Lee Lewis-Platten mit und empfahl: »Geh’ nach Hause und lerne so zu spielen!« Naja, das Original-Zitat lautet wohl »Go home and get bad«.

Charlie Rich

SUN Records

Am Ende wurde Charlie Rich ein gern gebuchter Studio-Pianist und ein sehr guter Songschreiber. Er schrieb zahlreiche Songs für andere Größen des SUN-Labels. Und er nahm auch etliche seiner Songs als Demos für andere Künstler auf. Unter diesen Künstlern waren solche Stars wie Johnny Cash und Jerry Lee Lewis. Aber auch Elvis Presley nahm im Laufe seiner Karriere einige seiner Stücke auf. Charlie Rich war auch als Produzent für andere SUN-Künstler tätig. So produzierte er beispielsweise einige Aufnahmen von Barbara Pittman. Durch die Demo-Aufnahmen blieb es natürlich nicht verborgen, dass Charlie ein großartiger Sänger mit einer einzigartigen Stimme war. Sam Phillips bedrängte ihn ständig, eigene Platten aufzunehmen. Sam war sich sicher, mit diesem Aussehen und diesem Talent musste er einfach erfolgreich sein. Irgendwann ließ sich Charlie Rich dann breitschlagen und er machte seine ersten eigenen professionellen Plattenaufnahmen. Seine erste Single war dann im Jahre 1958 »Whirlwind« mit der Rückseite »Philadelphia Baby« – beides phantastische Rock‘n’Roll-Stücke. Leider blieb die Single relativ erfolglos. Auch der tollen Nachfolge-Single »Rebound«/»Big Man« war kein großer Erfolg beschieden. Wahrscheinlich war »Big Man« musikalisch einfach zu nah an einem Gospel-Song dran und damit für den lukrativen Pop-Markt ungeeignet.

Lonely Weekends

Sam Phillips wurde allerdings auf den speziellen Sound von »Big Man« aufmerksam und man versuchte den Sound nochmals für eine andere Aufnahme zu verwenden. So nahm man dann den Song »Lonely Weekends« auf. Dies war nebenbei die letzte professionelle Aufnahme im alten SUN-Studio in der Union Avenue 706. Schon die Overdubs wurden in der 639 Madison Avenue eingespielt. Die Single »Lonely Weekends« wurde mit der Rückseite »Everything I Do Is Wrong« Charlies erster und einziger Hit bei SUN und ein Million-Seller. »Lonely Weekends« ein phantastischer Song mit sehr effektvoll eingesetzten Bass-Drums und einem für die damalige Zeit sehr ungewöhnlichen Bariton-Sax-Einsatz. Die Single wurde im Januar 1960 veröffentlicht und ging rauf bis auf Platz 22 der amerikanischen Billboard-Charts. Plötzlich war Charlie Rich ein Star. Allerdings liefen die Nachfolge-Singles wieder nicht mehr gut obwohl sie meist von sehr guter Qualität waren. Aber Charlie Rich war damals mit seiner Musik teilweise der Zeit zu weit voraus. Wenn man sich diese Aufnahmen genauer anhört sind schon in diesen frühen Aufnahmen von 1960 bis 1963 deutliche Anflüge von einem Mix aus Country, Pop und Soul zu erkennen, welcher erst einige Zeit später in den Charts wieder zu finden war. Ausserdem waren seine Songs nicht unbedingt für den Pop-Markt geeignet. Es ging darin teilweise um Trunksucht und Untreue, eben nicht gerade klassische Themen für Teenager der damaligen Zeit.

CD-Box-Front

Die CD-Box »Charlie Rich – The Complete SUN Masters«

Kommen wir nun zu der CD-Box, welche ich hier vorstellen mag. Es ist eine Papp-3-CD-Box von Charly Records in klassischer CD-Größe. Die drei CDs befinden sich in unterschiedlich bedruckten Papp-Schubern (zwei der Bilder hier stammen daher). Dies ist nicht unbedingt edel aber preiswert. Daher sollte man aufpassen, dass man die CDs beim entnehmen und zurückschieben nicht zu sehr zerkratzt. Dazu gibt es noch ein 36-seitiges Booklet, gespickt mit einem biographischen Abriss über Charlies Leben, Informationen zu jedem einzelnen Track sowie einige Photos und Label-Abbildungen. Alles zusammen sehr informativ und interessant.

Porträt Charlie Rich

Die Musik

Auf dieser CD-Box gibt es einen Komplett-Überblick über Charlie Richs Aufnahmen bei SUN Records. Wir hören, wie vielseitig dieser Mann schon damals war. Wir hören Rock‘n’Roll, Pop, Country, Jazz, Latin und Blues. Sogar Anflüge von Soul kann man schon in seinen damaligen Aufnahmen erkennen.

CD 1 trägt den Titel »Officially-Released SUN Masters: 158–1963«. Hier finden wir alle Charlie Rich-Aufnahmen, welche damals von SUN und dem Tochter-Label Phillips International auf Singles und seiner einzigen damaligen LP veröffentlicht wurden. Dazu gibt es noch einige Versionen der Titel ohne Overdubs. Einige der Tracks sind in Stereo, eine Sache die ich schon bei der deutlich teureren Bear Family Records-Box nicht sonderlich mochte. Ich finde man sollte die Stereo-Versionen zusätzlich anbieten und sonst die Songs so veröffentlichen, wie sie damals erschienen sind, eben in Mono. Ist aber sicherlich Geschmacksache. Die Sound-Qualität kann sich sehr gut hören lassen. Einzige Ausnahme der Song »Gonna Be Waiting’« klingt hier etwas dumpf. Insgesamt befinden sich auf der CD 28 Titel mit einer Laufzeit von 78 Minuten und 32 Sekunden.

Trackliste CD 1
Whirlwind
Philadelphia Baby
Rebound
Big Man
Lonely Weekends
Everything I Do Is Wrong
School Days
Gonna Be Waitin‘
On My Knees
Stay
Who Will The Next Fool Be?
Caught In The Middle
Just A Little Bit Sweet
It’s Too Late
Easy Money
Midnight Blues
Sittin‘ And Thinkin‘
Finally Found Out
There’s Another Place I Can’t Go
I Need Your Love
Sad News
Red Man
C.C. Rider
Come Back
Apple Blossom Time
Break Up
That’s How Much I Love You
Juanita
Whirlwind (Undubbed)
School Days (Undubbed)
It’s Too Late (Undubbed)
Come Back (Undubbed)

CD 2 mit dem Titel »From The Vaults: 1958–1962«, bietet uns 37 Titel mit einer Laufzeit von 78 Minuten und 14 Sekunden. Hier hören wir Demos, teilweise nur mit Gitarren- oder Piano-Begleitung, alternative Fassungen der veröffentlichten Stücke und teilweise Studiogespräche. Alles sehr spannend anzuhören. Wir hören ebenfalls fertig produzierte Aufnahmen, welche damals nicht herausgebracht wurden. Das Problem, welches Sam Phillips damals hatte, er wusste nicht, wie er Charlie Rich vermarkten sollte. Der passte einfach in keine gängige Teenager-Schublade. Deshalb blieben einige tolle Aufnahmen einfach in den Archiven liegen. Glücklicherweise wurden diese im Laufe der Zeit veröffentlicht. Ausserdem sind zwei Duett-Aufnahmen mit Jerry Lee Lewis enthalten.

Trackliste CD 2
My Baby Done Left Me
Charlie’s Boogie
Blue Suede Shoes
Juicehead Baby
Baby, I Need You
Oh, Lonely Days
Portrait Of My Love
Seven Dreams
Waiting All Alone
The Ways Of A Woman In Love
Thanks A Lot
It Hurt Me So
Donna Lee
Never Mind Little Girl
I Love No One But You
Deep Freeze
Popcorn Polly
Give In
Those Places Round Town
Sail Away (Alternate Version)
Am I To Be The One?
Jeannie With The Light Brown Hair
Unchained Melody
I’ve Lost My Heart To You
My Heart Cries For You
Right Behind You Baby
The Loneliest Days
Lonely Hurt Within
Now Everybody Knows
Don’t Put No Headstone On My Grave
That’s Rich
Time And Again
Goodbye, Mary Ann
Gentle As A Lamb
Rock & Roll Party
You Never Know About Love
Lonely Weekends (Alternate Version)

CD 3 führt die Idee der zweiten CD fort und heisst deshalb folgerichtig »More From The Vaults«. Enthalten sind weitere 33 Titel mit einer Laufzeit von 76 Minuten und 17 Sekunden. Also auch hier eine CD randvoll mit Demos und damals unveröffentlichte Master.

Trackliste CD 3
Little Woman Friend Of Mine
Time’s A-Wasting
You Made A Hit
Yes, Ma’am
Stop Thief
What’s My Name?
How Blue Can You Be?
I Said Baby
Cloud Nine
Ain’t It A Shame?
The Wedding Is Over
Unsuspecting Me
If You Knew
Somehow We’ll Find A Way
Every Day (And Every Night)
There Won’t Be Anymore
Closed For Repair
(We Belong To) Each Other
Untitled Instrumental
Long Way To Tennessee
Every Day (That You’re Away From Me)
Baby, I Need You
When
My Mountain Dew
Graveyardville
Ballad Of Billy Joe (Undubbed)
Since You Said Goodbye
Too Many Tears
Little By Little
Life Is A Flower
I’m Making Plans
Stop Fakin‘ Your Love (Alternate Version)
Sail Away

Charlie Rich Box Set

Fazit

Man bekommt sehr viel Charlie Rich für sein Geld. Man bekommt auch sehr viel SUN Records für sein Geld. Ich finde der Preis ist absolut angemessen. Klar die etwa dreimal so teure Deluxe-Ausgabe von Bear Family Records sieht deutlich schicker aus und ist hochwertiger verarbeitet. Aber wenn es nur um die Musik geht, hat diese Box hier die Nase vorn. Es sind einige Tracks mehr enthalten und einige Songs klingen hier einfach besser. Daher kann mein Urteil nur lauten, fünf Sterne. Also geht los zu Eurem Händler des Vertrauens und kauft Euch die Box. Oder nutzt meinen Partnerlink unten und unterstützt mich ein wenig.

Meine Wertung: